LIFE Multi Peat
Die Paludikultur, auch "Wet Farming" genannt, ist eine Form der Landwirtschaft, bei der alternative Kulturen auf feuchten Böden angebaut werden. Die Paludikultur könnte die Kluft zwischen feuchter Natur und Landwirtschaft überbrücken. Paludikultur ist der ideale Übergang zwischen feuchten Naturgebieten und trockenem, intensiv genutztem Ackerland und bietet sowohl der Landwirtschaft als auch der Natur Vorteile. In Belgien ist jedoch nur sehr wenig darüber bekannt, und es gibt keine Beispiele für einen solchen Anbau in der Praxis.
Bis jetzt! Denn im Rahmen des LIFE-Multi-Torf-Projekts haben wir in Zusammenarbeit mit einem Landwirt ein erstes Pilotprojekt für Paludikultur durchgeführt.
Paludikultur was?
Paludikultur oder Wet Farming ist ein Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft. Hier werden alternative Pflanzen auf Flächen angebaut, die für die konventionelle Landwirtschaft zu nass sind. Diese Pflanzen können für verschiedene Zwecke verwendet werden. So können zum Beispiel Schilf, Rohrkolben, Torfmoos, Weiden, Wasserminze und viele andere Pflanzen auf nassen Böden angebaut werden. Die Ernte kann für verschiedene Zwecke verwendet werden, z.B. als Stalleinstreu (Schilf, Rohrkolben, Weide, ...), Tierfutter (Rohrkolben, Weide, ...), Isoliermaterial (Rohrkolben, Schilf, Weide, ...), Arzneimittel (Schilf, Rohrkolben, ...), Blumenerde (Torfmoos), Tee (Wasserminze) und vieles mehr.
Paludikultur in Belgien
Paludikultur war in Belgien noch nicht bekannt. In anderen Ländern wie den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, ... wird jedoch bereits Paludikultur betrieben und es wird auch viel über diese Form der CO2-neutralen Landwirtschaft geforscht. Die Paludikultur hat ein großes Zukunftspotenzial als nachhaltige Form der Landwirtschaft. Im Moment ist der Markt für diese Kulturen noch klein, aber sobald sich die Paludikultur weiter verbreitet, wird er viel größer werden.
Mit LIFE Multi Peat wird die Paludikultur mit Weiden nun zum ersten Mal in Belgien getestet. Genauer gesagt, werden hier Weiden in Pufferstreifen angebaut. Die Weiden wurden Ende Juni auf der Strackxhoeve in Laakdal gepflanzt. Es wurden sowohl 20 cm lange als auch 50 cm lange Weidenstecklinge gepflanzt. Mehr als 10 000 Stecklinge wurden für einen halben Hektar benötigt. Ein solcher Weiden-Pufferstreifen ist 13 Meter breit und ideal als Puffer zwischen feuchter Natur und Landwirtschaft. Nachdem die Weiden gepflanzt und der Pufferstreifen eingezäunt wurde (um ihn vor Wildverbiss zu schützen), können die Weiden nun wachsen. Das erste Jahr ist hier entscheidend, und angesichts des sehr nassen Jahres (der Boden ist noch feuchter als sonst) war die Anpflanzung sehr viel schwieriger. Warten wir also ab, wie die Weiden reagieren werden.
Merkmale der Weiden
Für den Paludikulturanbau wurden ganz bestimmte Weidensorten ausgewählt, die möglichst viele Merkmale aufweisen, die sowohl für den Ertrag und die Qualität als auch für die Natur von Vorteil sind. Am wichtigsten ist, dass die Weiden triploid sind. Das heißt, sie sind nicht fruchtbar, so dass die von ihnen produzierten Samen nicht keimfähig sind. Dadurch wird sichergestellt, dass diese Weiden nicht überall in den nahe gelegenen Feuchtgebieten sprießen. Trotzdem blühen die Weiden weiter. Weiden sind eine der ersten Pflanzen, die im Frühjahr blühen. Das macht sie für viele Bestäuber wie Solitärbienen und Schwebfliegen sehr wichtig. Außerdem haben Weiden wasserreinigende und stickstoffbindende Eigenschaften und helfen, CO2 aus der Atmosphäre zu absorbieren.
Darüber hinaus werden die Weiden wegen ihrer sehr guten Faserqualität und ihrer starken Wuchsleistung ausgewählt. Die Weiden werden jährlich geerntet und wachsen 4 Meter pro Jahr. Die Ernte kann dann zum Beispiel für die Herstellung von nachhaltigem Dämmmaterial verwendet werden.
Im April 2025 soll die erste Ernte eingebracht werden, bis dahin wird alles noch genau überwacht, einige Hindernisse müssen überwunden und an einigen praktischen Dingen gefeilt werden. Aber wenn die Pflanze erst einmal ein paar Jahre alt ist, reagiert sie viel weniger empfindlich auf Veränderungen oder Klimaextreme, und die Arbeit würde sich hier auf die Ernte beschränken.
Nächste Schritte
Da dies das erste Mal ist, dass Paludikultur in Belgien betrieben wird, gibt es noch viele Hürden zu überwinden und viele Dinge, aus denen wir lernen werden. Mit diesem Paludikultur-Pilotprojekt wollen wir den Landwirten die Nasslandwirtschaft nahe bringen und so eine nachhaltigere, kohlenstoffneutrale Landwirtschaft anstreben. Dieses Pilotprojekt ist daher wichtig, um das Konzept zu demonstrieren, anfängliche Hürden zu überwinden und ein System rund um die Paludikultur zu etablieren. Wir hoffen, dass dieses praktische Beispiel zu angepassten politischen Instrumenten führen wird, die den Paludikulturanbau erleichtern und den Vermarktungsmarkt dazu anregen, diese nachhaltigen, lokalen Kulturen für seine Produkte zu nutzen.
Einrichtung des Paludikultur-Pilotstandorts - Video auf YouTube ansehen: