LIFE Multi Peat
Bei der Wiedervernässung von Mooren in Deutschland ist das Engagement der Betroffenen von größter Bedeutung. Da 98 Prozent der Moore in Deutschland für die Land- und Forstwirtschaft oder den Torfabbau entwässert wurden, erfordert jede Wiederherstellung eine enge Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren. Im LIFE-Multi-Peat-Projektgebiet Häsener Luch in Brandenburg sind die jährlichen Veranstaltungen mit den Akteuren ein wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu erreichen.
Ende 2024 organisierte das LIFE-Multi-Peat-Projektteam einen eintägigen Workshop in einem alten Getreidespeicher im Dorf Häsen. Die Multi Peat-Veranstaltungen sind inzwischen zu einer lokalen Institution geworden und stoßen bei den lokalen Akteuren auf immer größeres Interesse. Vertreter von Wasser- und Naturschutzbehörden, Regionalregierungen sowie lokale Landeigentümer und -nutzer kamen zum Multi Peat-Team, um sich über die Fortschritte des Renaturierungsprojekts zu informieren und zu diskutieren.
Vor allem für Landeigentümer und Nutzer von Interesse: die vorgestellten Ergebnisse einer experimentellen Grabensperrung, die im Juni 2023 gestartet wurde. Um die Unterstützung und das Engagement der örtlichen Landwirte zu gewinnen, wurden drei Hauptentwässerungsgräben in Häsen zu Testzwecken gesperrt. Der Grund für den Versuch war ein doppelter. Im Laufe von zwei Jahren sollten die Landwirte und Grundbesitzer die Möglichkeit haben, den Anstieg des Wasserspiegels auf ihrem Land zu beobachten und sich darauf einzustellen, bevor sie sich für eine dauerhafte Wiedervernässung entscheiden. Darüber hinaus würde der Versuch unserem Team wertvolle Erkenntnisse über die hydrologischen Gegebenheiten und das Verhalten der Wasserströme liefern. Während wir feststellten, dass zwei der verstellbaren Grabenblöcke recht erfolgreich Wasser im Moor zurückhielten, gelang dies dem dritten aus noch unbekannten Gründen fast gar nicht. Die Planung zusätzlicher Renaturierungsmaßnahmen wird nun der nächste Schritt auf dem Weg zu einer vollständigen Wiedervernässung des Gebietes sein.
Der zweite Teil des Workshops konzentrierte sich auf die Frage nach alternativen Landnutzungsmöglichkeiten. Sobald die vollständige Wiedervernässung erreicht ist, werden die Landwirte wahrscheinlich ihre Landnutzungspraktiken an die neuen hydrologischen Bedingungen anpassen müssen. Das Konzept der "Paludikultur", der landwirtschaftlichen Nutzung feuchter Moorgebiete, hat in den letzten Jahren in Mitteleuropa viel Aufmerksamkeit erregt. In mehreren Pilotprojekten wird derzeit versucht, neue Wertschöpfungsketten mit typischen Feuchtgebietspflanzen wie Schilf oder Rohrkolben aufzubauen. Um die vielversprechendsten landwirtschaftlichen Nutzungen sowie Verarbeitungs- und Einzelhandelsmöglichkeiten am Standort Häsen zu identifizieren, wurde im Jahr 2024 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse auf dem Workshop vorgestellt wurden.
Schließlich diente der Workshop auch dem Wissensaustausch und der Vernetzung. Die Einladung von Vertretern zweier benachbarter Moorrenaturierungsprojekte ermöglichte einen regen Austausch über die Herausforderungen der Moorrenaturierung an verschiedenen Standorten. Vertreter der Regierung stellten zudem neue Fördermöglichkeiten für Landwirte vor, die sich freiwillig zur Wiedervernässung entwässerter Moore verpflichten.
Da der Workshop ein jährlicher Höhepunkt unserer Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren in Häsen ist, freut sich unser Team bereits auf die Veranstaltungen im nächsten Jahr und diskutiert mit den Dorfbewohnern weitere Formate der Zusammenarbeit.
Den vollständigen Bericht finden Sie unten.